In unserer Kultur wird das Kämpfen, das Durchhalten, das Weitermachen, das Wieder-Aufstehen und am Ende siegen sehr hoch gehalten. Gefühle wie Resignation, Nicht-Mehr-Weiter-Wissen, -Können oder -Wollen sind verpönt. Dennoch sind sie da. Vielleicht so stark spürbar wie noch, zum Beispiel in Form der "Volkskrankheit" Burn-Out.
Nach meiner Wahrnehmung ist das gesunde Verhältnis von Kämpfen und Kapitulieren aus den Fugen geraten. Jedes hat seine Zeit und in Dir gibt es ein gesundes Gefühl, wann Du für eine Sache kämpfen willst und wann Du etwas anderes aufgeben möchtest.
Eine wichtige Rolle spielen in Deutschland die verlorenen Weltkriege. Unsere Eltern und Großeltern haben die Erfahrungen des besiegt und gedemütigt werdens gemacht. Sie haben ihre Heimat, ihr Hab und Gut und geliebte Angehörige verloren. Aber sie durften diese Gefühle nicht zulassen. Sie konnten nicht schwach sein, aufgeben und kapitulieren. Sie mussten weiter machen, kämpfen und haben daraus große Kraft geschöpft.
Ich spüre einen riesengroßen Respekt und Dankbarkeit vor Ihrer Kraft. Aber ich fühle auch die Schwere und Härte in den Werten, die sie an ihre Kinder und Enkel weiter gegeben haben. Und ich spüre die Sehnsucht danach, dass die Gefühle der völligen Verzweiflung, des totalen Verloren-Seins und des Alles-Verloren-Habens endlich gefühlt werden.
Darin liegt eine riesengroße Freiheit! Erlaube Dir einfach jedes Gefühl der Schwäche, der Resignation und des Aufgebens. Du wirst überrascht sein, was für eine riesige Kraft genau in diesen Gefühlen liegt. Du gewinnst die Freiheit, Dinge loslassen zu können, die Dir nicht mehr am Herzen liegen. Und Du hast viel mehr Energie, für das zu kämpfen, was Dir wirklich wichtig ist!
Comments